JAPAN
Japanischer Whisky: Weshalb er so besonders ist
Japans Trinkkultur besitzt viele Facetten, doch vielen ist wohl nur das traditionelle Getränk Sake ein Begriff. Dabei produziert das Land viele ausländliche Spirituosen selbst und kreiert dabei einzigartige Stile. Wir stellen Ihnen den japanischen Whisky vor.
In den letzten Jahren haben sich japanische Whiskys zu den begehrtesten der Welt entwickelt und lassen Herzen von Whisky-Fans höher schlagen. Das Problem: Der Ansturm auf japanische Whiskys kam so schnell, dass die Destillerien mit der Nachfrage nicht zurechtkommen und die Preise geradezu explodieren. Aber wieso sind japanische Whiskys so besonders und was hat dazu geführt?
Geschichte japanischer Whiskys
Um zu verstehen, was japanische Whiskys so besonders macht, muss man einen Blick auf die Vergangenheit werfen. Zwei Namen, die in Verbindung mit Whiskys aus Japan immer wieder fallen, sind Taketsuru Masataka und Torii Shinjirō. Sie sind zwei der Hauptfiguren, die japanischen Whisky stark geprägt haben und deren Firmen beziehungsweise Destillerien noch heute den Markt dominieren. Das Spannende an der Geschichte ist allerdings,wie sich die Wege der beiden in der Vergangenheit gekreuzt haben.
Torii Shinjirō ist der Gründer des weltweit bekannten Spirituosenherstellers Suntory. Im Jahr 1899, noch unter dem Namen Kotobukiya gegründet, ist Suntory heute einer der weltweiten Marktführer im Whisky-Segment. Dabei vereint das Unternehmen nicht nur die bekanntesten japanischen Destillerien Yamazaki, Hakushu und Hibiki unter einem Dach, sondern ist mittlerweile auch im Besitz vieler schottischer Destillerien. Torii Shinjirō war einer der ersten, der japanischen Whisky nach schottischem Vorbild produzieren wollte.
Was macht japanische Whiskys aus?
Wo die Schotten eher strikt traditionell arbeiten, verstehen es die Japaner, das althergebrachte Verfahren der schottischen Whiskyherstellung mit neuen Technologien zu verbinden und ihren eigenen Stil zu entwickeln. Sie verändern die althergebrachte Art nicht, sondern überwachen und optimieren sie bis zur Perfektion, um das optimale Produkt herzustellen. Dabei achten sie auch bei der Wahl ihrer Grundstoffe (Gerste und Wasser) penibel auf die Qualität.
Neben dem Einsatz von Technologien sind die Japaner auch Meister im sogenannten “Blending”. Beim Blending von Whisky werden verschieden gereifte Whisky-Fässer miteinander „vermählt“, also gemischt. Jedes Fass weist durch unterschiedlich lange Reifung sowie Eigenschaften einzigartige Aromen auf. Der sogenannte „Master Blender“ versteht es, die passenden Aromen der Whiskys zu kombinieren und somit das Endergebnis mit gezieltem Blending nach seinen Vorstellungen zu designen. Diese Technik beherrschen die japanischen Whisky-Hersteller perfekt.
Neben der Herstellung zeichnet sich japanischer Whisky im Vergleich zu den Schotten durch ein anderes Geschmacksprofil aus. Er ist tendenziell sanfter und subtiler als schottische Whiskys und weist meist einen geringeren Alkoholgehalt auf. Nicht, dass die Destillerien nicht auch ausgezeichnete Fassstärke-Whiskys mit hohem Alkoholgehalt abfüllen, doch meist trinken Japaner ihren Whisky während oder nach dem Essen, weshalb die Spirituose den Geschmack des Essens nicht dominieren soll. Das ist auch der Grund, weshalb die Japaner weniger mit getorfter Gerste arbeiten und rauchigen Whisky eher selten produzieren. Es gibt hierbei allerdings auch Ausnahmen, wie beispielsweise die Destillerien Hakushu oder Yoichi, die zum Großteil rauchigen Whisky herstellen – wobei auch diese meistens nicht an die Intensität eines Whiskys von der schottischen Insel Islay herankommen.
Wie bereits erwähnt, füllen Japaner nicht nur Whiskys mit geringem Alkoholgehalt ab. Eine Destillerie sticht hier mit ihren regelmäßigen Serien besonders heraus. Die Chichibu Brennerei befindet sich in der gleichnamigen Stadt Chichibu (Präfektur Saitama) und wurde erst 2008 gegründet. Obwohl sie im Verhältnis noch sehr jung und klein ist, ist sie berühmt für ihre Einzelfassabfüllungen, die stets eine sehr hohe Qualität aufweisen und meist innerhalb weniger Minuten, nicht selten zu Preisen jenseits der 1.000 Euro restlos ausverkauft sind. Auch diese kleine Destillerie ist ein Beispiel für die hohe Qualität japanischer Whiskys.